Senegal für Anfänger
Aktualisiert: 14. Okt. 2021
Senegal.
Von diesem Land hat jeder schon Mal gehört oder gelesen. Man weiß, dass es in Afrika liegt, dass Dakar die Hauptstadt ist und vielleicht auch noch, dass dort Französisch gesprochen wird.
Doch darüber hinaus? Da kann es für den ein oder anderen doch etwas schwierig werden, was völlig in Ordnung ist. Zugegebenermaßen musste ich bei meiner Bewerbung selbst erst googlen, wo der Senegal ist, und damit bin ich sicher nicht die Einzige. Dieser Blog soll einen Einblick in das Leben im Senegal geben, für den Anfang bietet es sich also an, diesen in einem kurzen Steckbrief vorzustellen:
Der Senegal ist etwas mehr als halb so groß wie Deutschland und hat ca. 16 Mio. Einwohner. Er liegt im Westen Afrikas am Atlantik und grenzt im Norden an Mauretanien, im Osten an Mali, Im Süden an Guinea & Guinea-Bissau und umschließt Gambia komplett. Die Hauptstadt ist Dakar mit 2,5 Mio. Einwohnern, welche am westlichsten Punkt des Landes direkt am Meer liegt.
Landschaft & Klima
Der Senegal liegt in einer Übergangszone der Sahara im Norden und des tropischen Feuchtwalds im Süden. Nennenswerte Gebirge gibt es keine, die Landschaft besteht eher aus flachem Savannengebiet mit sandigem Boden. Unerwartet farbig ist es trotzdem: dank des vielen Regens ist die Landschaft gerade wunderbar grün und fruchtbar.
Europäische Jahreszeiten wie Sommer und Winter gibt es nicht, hier wird zwischen der Regen- und Trockenzeit unterschieden:
Trockenzeit: November – Juni, viel Sonnenschein, trockene Luft, ca. 24° - 28° C
Regenzeit: Juni – Oktober, viele starke Regenschauer, hohe Luftfeuchtigkeit (weshalb die Temperaturen noch höher erscheinen), ca. 25° - 32° C
In der Nacht kühlt es zum Glück etwas ab, sodass die Temperaturen etwas erträglicher werden. An manchen Tagen zeigt das Thermometer jedoch gefühlte 40° C an und demnach schwitzen wir auch sehr viel. Doch daran haben wir uns schon gewöhnt und auch an den neuen Tagesablauf: Am Mittag, wenn es am heißesten ist, machen alle Siesta und bleiben drinnen. Die Straßen füllen sich dann gegen späten Nachmittag wieder und leeren sich erst sehr spät am Abend.
Bevölkerung
Wie in vielen anderen Ländern Afrikas ist die Bevölkerung sehr jung: ca. 40% der Senegalesen sind unter 15 Jahre alt, was ich mir gut vorstellen kann, denn auf den Straßen sieht man sehr viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Sofort aufgefallen ist mir auch der Unterschied zwischen den Familien in Deutschland und im Senegal: Die Frage „Wie viele Cousinen und Cousins hast du?“ wird oft mit einem Lachen beantwortet und danach kommt eine grobe Schätzung. Die Familien hier sind weitaus größer als in Deutschland, doch das Klischee der afrikanischen Mutter, die unzählige Kinder gebärt, stimmt auch nicht. Im Schnitt sinkt die Fertilitätsrate (Kinder pro Frau) und liegt derzeit bei 4,56.
Grob die Hälfte der Menschen lebt in ländlichen Regionen, der Rest in Städten, welche einen großen Zuwachs erleben. Thiès, die Stadt in der ich lebe, ist mit ca. 300.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt.
Viele Ethnien leben im Senegal friedlich zusammen: Rund 90% der Bevölkerung gehören dem Islam an, der Rest teilt sich zwischen dem Christentum und dem Animismus (ältester Volksglaube im Senegal) auf. Jedoch wird der Islam in abgeschwächter und weniger dogmatischer Form ausgelebt. Beispielsweise tragen sehr wenige Frauen Kopftücher oder sind verschleiert. Das Zusammenleben zwischen Moslems und Christen ist ziemlich harmonisch und der Senegal gilt in diesem Bereich als Vorzeigeland Westafrikas.
Die wichtigste Ethnie sind die Wolof. Kleinere Volksgruppen sind die Sérèr, Diola, Fulbe, Mandika, …
Alle Ethnien haben ihre eigene Sprache, die alle derselben Sprachfamilie angehören. Trotzdem können sich die Muttersprachler untereinander nicht verstehen. Kinder wachsen also Zuhause mit ihrer Stammessprache auf und lernen im Kindergarten dann Französisch, da das in der Schule oder in öffentlichen Einrichtungen gesprochen wird. 80% der Bevölkerung können Wolof sprechen, sodass viele Menschen hier trilingual leben! (Stammessprache + Wolof + Französisch)
Politik & Wirtschaft
Nachdem der Senegal während dem Kolonialismus unter französischen Einfluss stand, erlangte er am 04. April 1960 seine Unabhängigkeit. Heute ist der Senegal eine präsidiale Republik, Staatsoberhaupt und Parlament werden für fünf Jahre gewählt.
Ohne Zweifel ist der Senegal ein armes Land, doch wirklichen Hunger oder nacktes Elend sind Ausnahmen. Viele Menschen arbeiten in der Subsistenzwirtschaft (landwirtschaftliche Produktion für den Eigenbedarf) oder im informellen Sektor (fliegende Händler, Taxifahrer, etc.), rund 50% des BIP werden aus diesem Sektor erwirtschaftet. Wichtige Exportprodukte sind Baumwolle und Edelmetalle wie Gold und Titan, früher auch Erdnüsse.
Die Währung ist wie in sieben anderen westafrikanischen Staaten der CFA-Franc. 1€ entsprechen ca. 656 CFA-Frank. Geldscheine mit großen Beträgen sind also nichts Unübliches. (Eine Taxifahrt kostet z.B. 500 Franc (76 ct) oder ein Paar Schuhe z.B. 5.000 Franc (7,62€))
Ich hoffe, dass ihr hiermit einen guten Einblick bekommen konntet und man sich nun ein bisschen besser Vorstellen kann, wo ich das nächste Jahr verbringen werde. Bald melde ich mich mit konkreteren Infos und Storys aus Thiès!
Ba beneen yoon!
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